Neuigkeitenarchiv

03.10.2010, 15:12 Uhr
Rede des Gemeindeverbandsvorsitzenden Dirk Rentz zur Feierstunde des Nationalfeiertages und der Wiedervereinigung Deutschland am 03.10.2010 in Dollbergen.

Liebe Mitbürger, Herzlichen Glückwunsch.

Nicht nur zum Ende des 1.Weltkrieges. Sie haben ja in der Zeitung gelesen, dass heute die letzte Rate der Reparationen des Versailler Vertrages gezahlt wird.

Ich gratuliere Ihnen zum Geburtstag des neuen vereinten Deutschlands.

Es ist die natürlichste Sache der Welt, den Nationalfeiertag zu feiern.

In jedem Land der Welt geschieht das ausgiebig. Wer sieht, wie die Franzosen oder die Amerikaner ihren Nationalfeiertag feiern, kann neidisch werden. Ich gebe zu, wir Deutschen üben da noch, aber wir in Dollbergen wollen dazulernen.

Danke, dass Sie heute Morgen dazu hierhergekommen sind.

Lenin hatte NICHT recht. Der traute den Deutschen keine Revolution zu und hat mal gesagt: „Bevor die Deutschen den Bahnhof stürmen, kaufen sie erst mal eine Bahnsteigkarte.“

Die Menschen der DDR hätten ihn eines Besseren belehrt. Die Menschen haben ihren Mut zusammen genommen, sind aus ihren Kirchen herausgekommen und haben das SED-Regime beiseitegeschoben.

Dann haben die Menschen eine freie Regierung ins Amt und den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland gewählt. Alternativen wurden abgelehnt, wie z.B. eine Konföderation zweier deutscher Staaten, die der DDR eine weitere eigene Existenz gesichert hätten.

Diese Alternativen hatten Anhänger im Osten und im Westen. Die Wahl aber war überwältigend eindeutig. Die Menschen wollten, ich korrigiere: wir Deutschen wollten mit überwältigender Mehrheit die Deutsche Einheit: nicht zwei deutsche Staaten.

Wir wollten freiheitlich leben in einem Rechtsstaat mit dem Grundgesetz und wir wollten Wohlstand für alle in einer sozialen Marktwirtschaft.

Liebe Mitbürger,

Was von diesen Dingen ist erreicht? Wo stehen wir heute?

Ostdeutschland hat 100% mehr Wirtschaftsleistung als 1990. Die DDR-Mangelwirtschaft ist vorbei, Schluss mit Einkaufsschlangen und langen Wartezeiten auf Wohnungen und Autos. Die Lebenserwartung der Menschen ist um 6 Jahre gestiegen. Der Ost-West-Abstand bei den Löhnen hat sich merklich verringert von 43% auf 17%. Alles hervorragende Leistungen.

Wer wie ich in den 80ziger Jahren auf miserablen Autobahnen in der DDR unterwegs war, zwischen grauen, dunklen Städten mit einem penetranten Schwefelgeruch in der Nase und in den Klamotten, der wird sagen: fleißiges Völkchen, diese Deutschen in Ost und West, haben angepackt und viel geleistet. 

Liebe Mitbürger,

am 3.Oktober 2010 trifft aber auch weniger Erfreuliches zu: Bei der Einigung wurden sicherlich Fehler gemacht. So war der D-Mark-Umtauschkurs für die DDR Wirtschaft praktisch nicht zu tragen. Viele wurden arbeitslos. Ostdeutsche Bildungsabschlüsse wurden viel zu oft im Westen als nicht gleichwertig anerkannt. Hier gilt es die Lebensleistung des jeweils anderen anzuerkennen. Jeder musste doch in seinem System zurechtkommen: und es war z.B. ungefragt einfach so, dass in der DDR jede Mutter möglichst schnell wieder zu ihrer Arbeitsstelle zurück musste und in der alten Bundesrepublik wurde sie überwiegend zur längere Zeit zur Hausfrau.

Es war eben so. Auch dachte man 1990, alles gehe viel schneller mit der Vereinigung und wir könnten das aus der Portokasse bezahlen. Viel zu viele Kosten wurden der Sozialversicherung aufgebürdet, statt dem allgemeinen Bundeshaushalt. Mittlerweile hat Ostdeutschland rd. 12% seiner Bevölkerung verloren, weil sie dort keine Zukunft sahen.

Aber diese Menschen konnten auch wohin gehen: nach Westdeutschland nämlich.

Heute leben viele Menschen aus Berlin, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Sachsen und Brandenburg in unseren Dörfern. Sie sind uns „Eingeborenen“ willkommen. Sie sind fleißig und haben ihren Weg gemacht. Der Alltag unserer Dörfer wäre ärmer ohne sie.  

Liebe Mitbürger,

Sicher, die staatliche Einheit ist erreicht. Aber die innere Einheit muss weiter erkämpft und erarbeitet werden. Manche Menschen sehen die Deutsche Einheit als Ursache vieler Probleme, wie Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit, schlechten Straßen und leeren Gemeindekassen in den westdeutschen Bundesländern.

Und dazu kommen die hohe Steuerlast und der unsägliche Soli, der Solidaritätszuschlag. Ja, manche meinen auch die Probleme des Neonazismus und des Linksextremismus mit der Wiedervereinigung in Zusammenhang bringen zu können. Diese Probleme gab’s vorher auch schon, wurden aber  durch die Aufgaben und Verwerfungen durch die Deutsche Einheit noch größer.

Insgesamt erleben wir Niedersachsen, dass unser früheres System durcheinander gerät, weil fast überall PDS-Linke in Bundes- und Landtag sitzen und besonders in Ostdeutschland auch die Rechtsextremisten und unerfüllbare Forderungen stellen.

Wir Niedersachsen merken, es gibt kein Zurück in die 80ziger Jahre. Dinge, die hier früher als „Typische-DDR-Einstellung“ beiseitegeschoben wurden, gelten heute als unbedingt notwendig für ganz Deutschland. Manche halten unser Land ja schon für eine DDR-Light. Das Leben hat sich nicht nur zwischen Dresden und Rostock, sondern auch zwischen Weser und Elbe, zwischen Harz und Meer stark geändert. 

Aber liebe Mitbürger,

vergessen wir doch auch nicht die immensen Militär-Kosten und das großes Leid, das die deutsche Teilung mit sich brachte. Welch große Angst wir noch in den 80ziger Jahren vor einem Atomkrieg haben mussten. Ein Krieg, der auf deutschem Boden ausgetragen worden wäre und der alles vernichtet hätte, so dass es heute gar kein deutsches Volk mehr gäbe.

Deshalb wollen wir sehr wohl die negativen Dinge sehen, aber vor allem dankbar auf das Erreichte schauen und anpacken wo es Not tut.

Liebe Mitbürger,

Wenn unsere Kinder uns fragen: „Was habt ihr erreicht von dem, was ihr 1990 so mit überwältigender Mehrheit gewählt habt?“ Ich werde sagen: „Wir Deutschen wollten die Deutsche Einheit: nicht zwei deutsche Staaten. Und wir haben die Einheit, im Frieden mit unseren Nachbarn. Wir wollten freiheitlich leben in einem sozialen Rechtsstaat mit dem Grundgesetz und wir tun es und heute kann jeder denken und glauben, was er will und kann auch demonstrieren und sich Mehrheiten suchen.

Und wenn wie in Stuttgart gestern mal bei einer Demo was aus dem Ruder läuft, dann werden die Gerichte das schon klären. Wir wollten Wohlstand-für-alle in einer sozialen Marktwirtschaft und wir haben auch hier viel erreicht, auch wenn hier noch viel zu tun bleibt.“

Liebe Mitbürger,

wir bleiben dran, dass es besser wird. Stück für Stück. Denn dies ist unser Land und unsere Zukunft.

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